Das Für und Wider für Decken und Scheren
Wie im vorhergehenden Beitrag erläutert wird die Bildung des Winterfelles in erster Linie hormonabhängig durch die Zirbeldrüse gesteuert und zwar durch die sich verändernde Lichtverhältnisse. Erst in zweiter Linie spielt die Temperatur eine Rolle bei der Ausbildung des Winterfelles. Wie jedoch nun umgehen mit dem sich bildenden dickeren Fell ?
Es ist immer individuell für jedes Pferd einzeln zu überlegen, ob eine Decke auf das ungeschorene Pferd gelegt wird oder nicht. Ebenso sollte stets individuell geprüft werden, ob eine Schur des Winterfelles notwendig ist.
Sicher ist jedoch, dass die meisten Pferde viel zu warm eingepackt werden, schließlich liegt die Wohlfühltemperatur des Pferdes zwischen 5 - 15 C°.
Hier einige Statements:
Ist frühzeitiges Eindecken sinnvoll ? Wird das Winterfell dann nicht so stark ausgebildet ?
Eher nein, da die Bildung ja lichtabhängig reguliert wird. Nur die Länge des Winterfells und die Dichte der Unterwolle wird temperaturabhängig gebildet.
Ungeschorene Pferde mit einem dicken Winterfell können nicht regulär gearbeitet werden, weil sie dann so stark schwitzen !
Das stimm so nicht. Gerade an kalten Tagen können die ungeschorenen Pferde in ihrem Winterfell gut gearbeitet werden, vielleicht sogar draußen an frischer Luft. Auch in den Reithallen ist es im Winter nicht gerade warm (vorausgesetzt sie sind nicht geheizt) und die Pferde können dort durchaus gearbeitet werden. Schwitzen sie dabei ist dies in der Regel nicht schlimm, sie trocknen auch viel schneller als ein geschorenes Pferd unter einer Decke. Eine längeren Schrittphase schließt die Arbeit ab, dabei hat das ungeschorene Pferd genügend Zeit abzutrocknen und dies ohne auflegen einer Decke. Es ist sogar nicht erforderlich das geschwitzte Pferd so lange Trocken zu reiten bis es sich vollkommen trocken anfühlt. Bereits nach 5-10 Minuten sind Haut und Unterwolle bereits abgetrocknet. Viel schlimmer ist es dem geschwitzten Pferd eine Decke überzulegen. In wenigen Minuten ist dies nass und die Körpertemperatur des Pferdes kann sich durch diese nasse Decke nicht mehr der Umgebungstemperatur anpassen.
Eine warme Decke beugt Rückerverspannung vor.
Falsch ! Eine korrekte Aufwärmphase, eine entsprechend lange dem Pferd angepasste Lösungsphase und gutes Reiten lockern die Rückenmuskulatur. Keine Decke vermag es soviel Wärme abzugeben, dass es durch sie zu einer vermehrten Muskeldurchblutung kommt.
Welche Decke bei welcher Temperatur ?
Die Folgende Tabelle gibt Ihnen einen Anhaltspunkt, bei welcher Temperatur Sie Ihr Pferd bei den unterschiedlichen Haltungsformen eindecken sollten. Beachten sollten Sie noch zusätzlich, ob Ihr Pferd viel und regelmäßig gearbeitet wird oder ob Sie nur gelegentlich einen gemütlichen Ausritt im Winter unternehmen und Ihr Pferd die restliche Zeit beispielsweise auf einer Winterweide / Paddock verbringt.
Temperatur C° | Stallhaltung | Offenstallhaltung/Paddockhaltung | ||
ungeschoren | geschoren | ungeschoren | geschoren | |
15 C° und wärmer | keine Decke | keine Decke | keine Decke | 0g – 100g Füllung/keine Decke |
10 C° - 15 C° | keine Decke | 0g – 100g Füllung | keine Decke | 100g – 150g Füllung |
5 C° - 10 C° | keine Decke | ca. 200g Füllung | keine Decke | ca. 250 g Füllung |
0 C° - 5 C° | 0g – 50g Füllung/keine Decke | ca. 300g Füllung | ca. 50g – 100g Füllung/keine Decke | ca.350g Füllung |
-10 C° - 0 C° | ca 100g Füllung | ca. 400g Füllung | ca. 200g Füllung /keine Decke | ca 500g Füllung |
- 10 C° und kälter | ca 200g Füllung | ca 500g Füllung | ca. 200g Füllung /keine Decke | ca 500g Füllung + Halsteil |
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